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Der proHolz-Stiftungslehrstuhl soll für Holzbau-qualifizierten Nachwuchs auf Architekturseite sorgen © proHolz Austria

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Zwei neue Schlüsselprojekte

Ein Artikel von Gerd Ebner, Birgit Fingerlos, proHolz Austria | 02.03.2022 - 13:11

„Mit unserer Arbeit und den Schwerpunkten, die wir uns 2022 gesetzt haben, reagieren wir auf die Diskussionen um den Wald und den Spagat zwischen stehen lassen und nutzen. Zudem beschäftigen wir uns mit dem Fachkräftemangel in der Holzbranche sowie mit Ausbildungslücken, welche die weitere Verbreitung des Holzbaus hemmen“, erklärte Georg Binder, Geschäftsführer proHolz Austria, beim Jahresgespräch mit dem Holzkurier am 21. Februar. Um bestehende Kompetenzfelder zu stärken, konnten Mittel aus dem Waldfonds der Bundesregierung lukriert werden. So können 2022 mit dem proHolz-Stiftungslehrstuhl an der TU Wien und der Holzbaufachberatung Österreich zwei neue Schlüsselprojekte umgesetzt werden.

Weitere Stiftungslehrstühle kommen

Der proHolz-Stiftungslehrstuhl „Entwurf und Bauen mit Holz im urbanen Kontext“ wird an der Fakultät für Architektur und Raumplanung, Institut für Architektur und Entwerfen, eingerichtet. Bei proHolz Austria erwartet man sich davon, dass im Architekturbereich ein Holzbau-qualifizierter Nachwuchs entsteht. Gegenüber der Stadt Wien stehe damit auch ein wissenschaftlicher, neutraler Ansprechpartner für Zukunftsfragen, wie verdichtetes Bauen oder Kreislauffähigkeit, zur Verfügung. Der Lehrstuhl wird ab dem Frühjahr 2023 besetzt sein. Mithilfe der Mittel aus dem Waldfonds entstehen zwei weitere Lehrstühle – und zwar einer für Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) und einer für Holzbau und Fabrikation an der Uni Innsbruck, Fakultät für Technische Wissenschaften/Bauingenieure.

Es geht darum, speziell den öffentlichen Bauträgern zu ­helfen. Man muss ihnen die Vorteile von Holz erklären. Die Vorbehalte gegenüber dem Baustoff Holz müssen abgebaut werden.


Richard Stralz, Obmann proHolz Austria

Österreichweites Netzwerk

Mithilfe aus dem Waldfonds lukrierter Mittel wird proHolz Austria in Zusammenarbeit mit den proHolz-Landesorganisationen ein österreichweites Netzwerk für Holzbaufachberatung aufbauen. Hierfür beträgt die Förderlaufzeit drei Jahre. Ziel ist es, zur weiteren Verbreitung des Holzbaus alle österreichischen Bundesländer flächendeckend mit kompetenter, firmenneutraler Beratung insbesondere zum großvolumigen Bauen mit Holz zu versorgen. Zielgruppen sind Bauträger, Bürgermeister, Architekten, Planer und Behörden. Neben der Beratungstätigkeit leistet das Projekt auch Wissenstransfer durch Webinare, Exkursionen und Infomaterialien. In diesem Kontext wird im Herbst eine proHolz-Webinar-Reihe starten. Die Webinare werden im Rahmen des promolegno-Programms auch in Italien angeboten.

Wissenstransfer und Know-how-Aufbau

Die proHolz Student Trophy 22 wird bereits zum zweiten Mal von proHolz Austria mit internationaler Ausrichtung durchgeführt. Sie soll Studierende als Planer der Zukunft an den Baustoff Holz heranführen. In diesem Jahr steht unter dem Motto „woodencity“ wieder das Verdichten der Städte im Zentrum. Die Städte Berlin, München und Wien haben als Kooperationspartner konkrete Bauaufgaben eingebracht. Gesucht sind Systemlösungen in Holz- oder Holzhybridbauweise, die von interdisziplinären Teams aus Studierenden der Fachrichtungen Architektur und Bauingenieurwesen bis 31. März eingereicht werden können. Die Umsetzung des Wettbewerbs erfolgt gemeinsam mit proHolz Bayern. Die Preisverleihung findet am 19. Mai an der TU Wien statt.

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Beim Studentenwettbewerb „woodencity“ geht es um das Verdichten mit Holz, die Städte München, Berlin und Wien sind heuer dabei. Das Bild zeigt ein exemplarisches Beispiel einer Stadtverdichtung. Bei dieser Bauaufgabe am Alexanderplatz in Berlin passiert eine Lückenschließung © proHolz Austria

Um Know-how-Aufbau zu ermöglichen, setzt man bei proHolz Austria auch auf das Fachmagazin Zuschnitt. Davon erscheinen vier Ausgaben pro Jahr. 2022 widmet sich das Magazin den vier Schwerpunktthemen „Gesundheitsbauten“, „Freizeit und Erholung“, „Balkon“ und „Hinter den Kulissen“.

Über Holz informieren

Die Infokampagne „Holz ist genial“ informiert die breite Bevölkerung über die positiven Effekte der Waldbewirtschaftung und Holzverwendung insbesondere in Hinblick auf den Klimaschutz. Dabei gilt dem bewirtschafteten Wald ein besonderer Fokus. „Nachhaltige Forstwirtschaft ist nicht nur die Voraussetzung für die Verfügbarkeit des Rohstoffs Holz, der für den Klimaschutz unverzichtbar ist, sondern auch zwingend erforderlich, um die Wälder im Klimawandel zu erhalten und klimafitte Wälder zu schaffen“, betont Binder. Die 2021 visuell erneuerte Kampagne wird heuer fortgesetzt, Leitmedium bleibt das Plakat. Die erste Kampagnenwelle erfolgt ab Mitte März.

Die Jugend im Mittelpunkt

Mit einer eigenen Jugendkampagne möchte proHolz Austria mehr Aufmerksamkeit für die Holzbranche als Arbeitgeber und für Jobs mit Holz schaffen. Die Kampagne „Genialer Stoff“ mit Bro Holz & Sista Wood wurde von 2019 bis 2021 umgesetzt. Zu Jahresbeginn 2022 führte das Institut für Jugendkulturforschung eine Meinungsforschungsstudie durch. Bei Jugendlichen, Eltern und Lehrpersonen wurde das Meinungsbild zur Attraktivität der Holzwirtschaft als Arbeitgeber erhoben. Bezüglich einer Einschätzung der verschiedenen Branchen hinsichtlich guter beruflicher Zukunft zeigt sich, dass die Holzwirtschaft im Mittelfeld liegt (Platz 15 von 31 Branchen). Attraktiver beurteilt werden andere technische beziehungsweise handwerkliche Branchen, wie die Elektronik- und Metallwirtschaft sowie der Maschinenbau. Die Holzwirtschaft wird als österreichisch, traditionell und sicher angesehen. Allerdings ist ihr Bekanntheitsgrad eher gering. Aufgrund dieser Erkenntnisse plant proHolz Austria eine Neuausrichtung der Jugendkampagne. Sie soll stärker als bisher auf den Auf- und Ausbau des Branchenimages setzen. Dazu werden Ideen von verschiedenen Kreativagenturen eingeholt, der Start der neuen Kampagne soll im Herbst erfolgen.

Unsere Arbeitsplätze sind eine ­Mischung aus Green Job und digitalisiertem Job. Das Berufsbild ist modern.


Richard Stralz, Obmann proHolz Austria

Digital lebhafter kommunizieren

Die Website proholz.at wird in diesem Jahr rundum erneuert. Sie soll zur übergreifenden Plattform für alle proHolz-Projekte sowie Webauftritte der proHolz-Landesorganisationen ausgebaut werden. Die Seite geht im Frühjahr mit komplettem Redesign, einer Neuordnung des Content-Pools zum Bauen mit Holz und einer Vollintegration der bislang losgelösten Website holzistgenial.at holzistgenial.at online.

Gut besuchtes Kindermuseum

Bis Ende Juni läuft im Zoom Kindermuseum in Wien die Mitmachausstellung „Alles Holz“. Seit Eröffnung im Februar 2021 sind die coronabedingt möglichen Besucherkontingente sehr gut ausgelastet. Mehr als 20.000 Kinder und Erwachsene haben die Ausstellung besucht. In die Konzeption der Ausstellung war proHolz Austria wesentlich involviert. Finanziert wurde „Alles Holz“ großteils von der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) und dem Fachverband der Holzindustrie. An das interessierte Ausstellungspublikum wurden auch mehr als 2000 proHolz-Holzforscherhefte verteilt.

Materialpool für den Unterricht

Bundesweit soll es einheitliche Unterrichtsmaterialien für die Primar- und Sekundarstufen geben. Dazu gibt es von proHolz Austria und den proHolz-Landesorganisationen gemeinsame Bestrebungen. Dazu wurde eine ARGE Holz und Schule eingerichtet. Nun fließen die Vorarbeiten der ARGE in das gemeinsame Projekt „Bildungslabor“. Dieses umfasst in einer zweiten Schiene auch die digitale Fachausbildung für die Branche durch Holzbau Austria und den Fachverband der Holzindustrie und soll nun , koordiniert von der FH Salzburg, Standort Kuchl, zur Förderung durch den Waldfonds eingebracht werden.

Mit dem Bildungslabor wollen wir in jede Schulstufe ­reinkommen. Die Lehrer bekommen Werkzeuge zur Verfügung gestellt, um interessante Stunden zu Holznutzung und -verwendung zu gestalten.


Richard Stralz, Obmann proHolz Austria

Installation in München zu sehen

Die Installation „woodpassage“ macht die Transformation vom Baum zum Haus sinnlich erlebbar. Sie wird im Juli im Umfeld der Interforst in München als Gemeinschaftsprojekt von proHolz Austria, proHolz Bayern und Lignum Schweiz zu sehen sein.