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© Martina Nöstler

Österreich/Deutschland

Keine weiteren Rekordpreise

Ein Artikel von Gerd Ebner | 28.06.2022 - 16:47

Gut versorgt, aber Zukunftsängste

Die Gründe für das Ende des Preisauftriebs sind eine völlig ausreichende Versorgung und die Unsicherheit der Säger, wie es nun im 3. Quartal weitergeht. Deren Auftragsbücher sind, saisonal unüblich, leer. Schon werden Erinnerungen an das 3. Quartal 2021 wach. Es kommen aktuell bei Sägerundholz zwei Faktoren zusammen:

  • extrem vorsichtige Sägewerke („Keiner weiß, wie es weitergeht.“)
  • gerade jetzt, wenn weniger benötigt wird, kommt wohl Schadholz.

Krieg

Im Unterschied zum Vorjahr haben wir Krieg in Europa. 33 % des weltweiten Nadelschnittholz-Außenhandels sind davon direkt betroffen. Die am Papier zu erwartenden Fehlmengen von 8,5 Mio. m3 in Europa sind noch nicht spürbar.

Sehr wohl merken die Verarbeiter die enorm gestiegenen Kosten bei Energie, Verbrauchsmaterial und Logistik. Entsprechend zurückhaltend wird geordert.

115 bis 127 €/fm

Die Junipreisniveaus für Fi-/Ta-Sägerundholz liegen in Österreich (–1 €/fm), Baden-Württemberg (–3 €/fm) und Bayern (±0 €/fm) knapp unter den Maipreisen. Die Preise reichten im Juni von 115 bis 127 €/fm. Die untere Preisspanne betrifft Süddeutschland, die obere ist das Preislimit in Österreich. Jetzt im Juni wurden teilweise schon die Zufuhren kontingentiert, in dem weniger Zufuhrscheine verteilt oder vertraglich abgemachte Anlieferungstermine gestreckt wurden. Vereinzelt hört man bereits von Zufuhrsperren und Schichtrücknahmen im Juli.

Preissenkung angekündigt

Für das 3. Quartal sind allerdings drastische Preiskürzungen angekündigt. Die Angebote lauten – je nach Ausgangslage – auf bis zu minus 10 bis 15 €/fm.

In Tschechien ist das Preisniveau noch hoch. 135 bis 140 €/fm frei Waldstraße

sind keine Seltenheit. Doch auch Tschechien muss man von einem höheren Schadholzanfall ausgehen. Eine Preisreduktion auf das österreichische/süddeutsche Niveau ist wahrscheinlich. Ein großes deutsches Sägewerk soll diese Preisrücknahmen schon im Juni für Juli gefordert haben. Dieses Unternehmen hat den Einschnitt deutlich reduziert – entsprechend ist man derzeit bei der Rundholzversorgung entspannt.

Alte Preise bis August, September

Viele Verarbeiter haben noch bestehende Verträge zumindest für ein, zwei Monate. Diese Verträge lauten vielfach noch auf die Mai-, Juniniveaus.

Das Rundholzaufkommen ist in Österreich und Süddeutschland ansprechend. Man könnte sagen: „Alle haben genug Holz – außer die Laubholzverarbeiter“, denn der hohe Fichtenpreis führte eindeutig zu einer verminderten Laubholzernte. Sollten nun die Fichtenpreise sinken, könnte wieder Belebung in die Laubholzernte kommen.

Schadholz auch 2022

In Deutschland kamen speziell aus Thüringen bereits Schadholzwarnungen. Je nachdem, wie jetzt die Temperaturen und Niederschläge im Juli sein werden, kann sich die Kalamität noch auf weitere Bundesländer ausweiten. Die Halbierung der 2022-Schadholzmengen, die das Landwirtschaftsministerium (BMEL) vor Kurzem nochmals bestätigte, könnte zu optimistisch gewesen sein. In den deutschen Hotspots ist der Rundholzpreis teilweise schon unter 100 €/fm gerutscht.

Regional ist heuer auch in Österreich mit größeren Schadholzmengen zu rechnen. In Oberkärnten, Ost- und teilweise Nordtirol sind Wälder bis in schwer erreichbare Hochlagen vom Käfer betroffen.

Hochpreisphase hält

Beim Sägerest- und Industrieholz schaut es anders aus. Getrieben von hohen Energiepreisen, gibt es noch nie dagewesene Preissteigerungen.

Die höheren Preise traten bei Faserholz zuerst in Rumänien, Polen und Tschechien ein und wirkten preistreibend auch in Deutschland und Österreich. Bei Sägerestholz übertraf im Vorjahr Deutschland mit Vervier-/-fünffachungen das Niveau Österreichs.

Neue Marktmöglichkeiten bei Energie ...,

... denn: Die thermischen Verwerter haben seit heuer völlig neue Möglichkeiten. Stichworte: Pelletspreis bei rund 400 €/t, extrem starke Pelletskesselverkäufe, Biomasse vor Einsatz in weiteren Kraftwerken, Boom bei den Brennholzverkäufen, weniger energetisch nutzbare Produkte aus Konfliktregion verfügbar …

Wir kaufen derzeit kein Rundholz, weil wir nicht wissen, wo der Schnittholzpreis im Juli sein wird.


Ein deutscher Sägewerksunternehmer

Besser wäre es, gedämpft weiterzuproduzieren, als jetzt die Rundholzpreise runterzuknüppeln.


Ein deutscher Waldbesitzer

Der Schnittholzpreis ging mittlerweile um 60 €/m³ zurück. Das muss sich auf das Rundholz auswirken.


Ein österreichischer Säger