Rotbuche

Klimawandel bedroht die Rotbuche in Europa

Ein Artikel von Philipp Matzku (für Forstverein Niederösterreich und Wien bearbeitet) | 11.03.2022 - 10:47

Eine Forschungsteam der Universität Mainz rund um Edurne Matinez del Castillo hat mehr als 780.000 Baumringmessungen bei rund 5800 Rotbuchen (Fagus sylvatica) an 324 Standorten in ganz Europa ausgewertet. Die Messergebnisse sowie Niederschlagsmengen, maximale und minimale Lufttemperaturen sowie weitere Standortfaktoren sind in ein Computermodell eingeflossen. Die Forscher verglichen daraufhin die Wachstumsraten der Zeiträume 1955 bis 1985 und 1985 bis 2016 miteinander. 

Maßnahmen gegen Klimawandel notwendig

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Blick in die Baumkronen von Riesenbuchen © ÖBf / F. Pritz

In Spanien, Italien und dem Westbalkan hat sich das Buchenwachstum seither um bis zu 20% verringert. Im Gegensatz dazu ist das Wachstum im Südschweden und Norwegen um 20% gestiegen. Die größeren Wachstumsraten in Skandinavien sind wohl auf die Erhöhung der Durchschnittstemperaturen zurückzuführen, da vor allem längere Kälteperioden das Wachstum der Bäume begrenzen, betont man.

Mithilfe eines Prognosemodells berechneten die Wissenschaftler, wie sich die Entwicklung bis 2090 unter veränderten Klimabedingungen fortsetzen wird. Sie verwendeten laut rnd.de dabei zwei Zukunftsszenarien, die auch der Weltklimarat (IPCC) in seinen Sachstandsberichten nutzt: Nach dem optimistischen Szenario (SSP1-2.6) werden sehr bald wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen, im pessimistischen Szenario (SSP5-8.5) wird dagegen kaum etwas unternommen.

Düstere Prognosen – vor allem für Südeuropa

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Trockenschäden im Bergmischwald mit Buche, Tanne und Fichte im Südschwarzwald © Jürgen Bahus

Im Falle des optimistischen Szenarios werden sich die Wachstumsrate der Rotbuche in Südeuropa bis 2050 um bis zu 30% im Vergleich zum Zeitraum 1986 bis 20% verringern. Im Gegensatz dazu sagen die Forscher für das südliche Skandinavien ein Wachstum von bis zu 35% und für höhere Lagen Mitteleuropas um bis zu 25% vorher.

Bei dem pessimistischen Szenario droht in Mitteleuropa bis 2090 ein Rückgang des Buchenwachstums um 20 bis 30% und in Südeuropa – vor allem in den besonders trockenen Regionen – sogar um die Hälfte.

„Diese deutlichen Wachstumstrends weisen auf eine erhöhte Waldsterblichkeit hin, da ein rückläufiges Wachstum als Vorbote des Baumsterbens ausgewiesen wurde“, schreiben die Autoren laut rnd.e Für Deutschland geht das Mainzer Forschungsteam davon aus, dass beim optimistischen Szenario die niedrigen Wachstumsraten in manchen Regionen, größtenteils durch höhere Wachstumsraten in anderen Gebieten ausgeglichen wird. Sollte das pessimistische Szenario eintreten, dann würde aus Sicht der Wissenschaftler das Buchenwachstum bis 2090 in weiten Teilen Westdeutschlands und in ganz Ostdeutschland um bis zu 30% zurückgehen. Nur in einigen Mittelgebirgsregionen käme es zu kleineren Zuwachsraten.

Die Rotbuche gilt im Gegensatz zu anderen Laubbäumen als weniger anfällig für den Klimawandel, hatte aber gerade seit 2018 auch in Mitteleuropa verstärkt unter der Trockenheit und Dürre gelitten. Um auf ihre Gefährdung hinzuweisen wurde sie von der deutschen Baum des Jahres-Stiftung zum „Baum des Jahres 2022“ gewählt.